Winterwandern in Norwegen (Lysefjorden)
8:26 AMStavanger, hier bin ich. Am Flughafen angekommen, nahm ich den Airport Express Bus zum Krankenhaus. Dort habe ich auch 2 Tage im Hotel verb...
Stavanger, hier bin ich. Am Flughafen angekommen, nahm ich den Airport Express Bus zum Krankenhaus. Dort habe ich auch 2 Tage im Hotel verbracht. Kleines niedliches Zimmer mit Fernsehen, Bett und einer warmen Dusche. Bevor ich eines davon überhaupt in Anspruch nahm, wollte ich erstmal in die Stadt. 2 km waren jetzt nicht soweit und so lief ich zu Fuss. Besonders aufgefallen sind mir die niedlichen Häuser, welche von aussen mit Holz verkleidet waren. An einer Kreuzung konnte ich hinter diesen Häusern schon die Silhouette meines Reisezieles am Horizont erkennen. Die tiefhängenden Regenwolken liessen auf kein gutes Wetter schlussfolgern. Als ich dann das Zentrum erreichte, musste ich erstmal meinen Hunger stillen. Also ging es kurz zu Kiwi und gönnte mir mein Abendessen. Mit vollen Magen ging es durch das Zentrum. Es war alles ziemlich ruhig, wobei dies daran lag, dass es mitten in der Woche war. Als ich am Hafen mit den bunt beleuchteten Restaurants und Bars ankam, ging es nochmals kurz in den Supermarkt und anschliessend nach Hause. Ich meine ins Hotel.
Am nächsten Tag wurde alles für das Wandern vorbereitet. Essen einkaufen, alles richtig Verpacken und Fahrpläne für die Busse besorgen. Ausserdem musste ich noch ins Outdoor Geschäft um Gas und einen neuen Kompass zu holen. Dort kam ich auch mit einer netten Dame und einen älteren Herrn ins Gespräch. Sie gaben mir viele Informationen zur Gegend und zu den Wanderwegen. Später kam noch ein jüngerer Herr dazu. Er war skeptisch ob ich auch gut vorbereitet sei, da dass die Highlands seien und nicht unterschätzt werden sollten. Da in Stavanger überhaupt kein Schnee lag, hatte ich schon Angst, dass es da oben auch so aussähe. Aber der Wetterbericht sagte für die nächsten 10 Tage, 2 Meter Neuschnee an. Gut oder schlecht? Ich weiss es nicht. Er meinte nur, dass ich vorsichtig sein solle, da diese Strecke im Winter noch keiner gelaufen sei, von den Leuten die er kenne. Ich versicherte, dass ich vorsichtig sein werde und mich dann nochmals melden werde. God tur hiess es dann noch zum Abschied. Zurück im Hotel ging ich nochmals alles durch, genoss mein Abendbrot und meine letzte Dusche für die nächsten 5-7 Tage. Auf jeden Fall war die Aufregung gross.
Nun war der Tag gekommen an den es endlich los ging. Ich packte alles sorgfältig zusammen und machte mich dann zum Busbahnhof. Dort erwischte ich auch gleich den Bus. Ich musste noch ein weiteres Mal umsteigen um nach Lauvikk zu kommen. Dort ging's dann per Fähre nach Onas obwohl ich eigentlich nach Forsand hätte gemusst. Angeblich fährt diese nicht mehr. Ein junger Typ hat mich dann mit dem Auto nach Forsand mitgenommen und setzte mich beim alten Hafen ab. Von da aus ging es dann zu Fuss los. Immer schön der Strasse entlang. Links und rechts türmten sich riesig Brocken empor und ich war nur am Staunen. Als ich den See Haukalivatnet erreichte machte ich eine kurze Pause. Wenn es warm gewesen wäre, hätte ich schon im See gelegen. Es war aber nicht Sommer und so machte ich mich weiter auf den Weg nach Haukali. Aus der Ferne konnte ich schon den Weg erkennen, welcher sich auf knapp 400 Höhenmeter hinauf schlängelte. Die Schafe beobachteten mich auf einen fernen Hügel und fragte sich wahrscheinlich, was ich denn hier mache. So ganz wusste ich das auch nicht. Oben angekommen fing der Wind auch an kräftiger zu werden. Ich sah neben den kleinen See, Tjørna, einige Hütten. Die eine war verschlossen. Bei der anderen habe ich es gar nicht probiert. Also fing ich an mein Zelt aufzubauen. Ich musst es einige Male nach straffen, da es nach einer Weile durchhing. Und dann ging es rein in den warmen Schlafsack. Es fing draussen auch an zu schneien und dies war auch ein Grund, warum ich mitten in der Nacht aufwachte. Die Wände waren deutlich näher dran als zuvor. Als ich gegen schlug, fiel ein schätzungsweise 5 cm dicke Schneeschicht runter. Dies wiederholte ich noch 1-2 Mal und freute mich innerlich auf meine Schneeschuhaktion am nächsten Tag.
So richtig wollte ich nicht mit meinen halbkalten Füssen aus den Schlafsack. Aber was muss, das muss. Als ich dir Tür meines Zeltes öffnete, erstrahlte die ganze Gegend in weiss. Aufgeregt versuchte ich mein Zelt im Wind zusammen zupacken. Was mir halbwegs gelang. Ich beschloss erstmal ohne Schneeschuh los zulaufen. Ich folgte den Strommasten, wobei das jetzt nicht so schwierig war. Einige Kilometer später kam ich immer schlechter voran und so beschloss ich bei der Hütte beim See, Stora Hellesvatnet, meine Schneeschuhe anzuziehen. Premiere. Alles lief sich um einiges leichter. Es war zwar noch alles sehr ungewohnt, aber mit jeden Schritt wurde ich sicherer. Es ging immer öfters berg auf und über Steine. Besonders problematisch wurde es als ich einige Male falsch gelaufen bin. Der kürzeste Weg ist immer eine Gerade, was wiederum nicht heisst, dass es auch der schnellste ist. In der Nähe des Sees, Kringlevatnet, konnte ich auch Fossmork und den Lysefjorden sehen. Wunderschönes Bild. Die Schneeschuh machten sich nicht nur gut in Schnee, sondern sie waren auch ausgezeichnet um über Büsche zu wandern ohne hängen zubleiben. Highlight war der See, Uravatnet. Hier sprang ich mit Schneeschuhen von Stein zu Stein und manchmal fragte ich mich, wie der Weg wohl im Sommer aussehen würde. Kurz vor meinem Ziel (2km) konnte ich das wunderschöne Tal überblicken. Ausserdem glaubte ich auch die Hütte zusehen, wobei sich dies später nicht als diese herausstellte. Meine Füsse waren müde und ich sehnte mich nach einem Ende. Wie gesagt, manchmal sieht man Gebäude, welche aber nur riesige Felsbrocken mit Schneekoppe sind. Zum verwechseln ähnlich. Nun war ich am Ziel, aber wo war das Haus. Hier ist nichts. Ich lief einige Minuten wütend rum, aber alles was ich fand, waren einige Betonpfeiler, welche wahrscheinlich mal die Hütte waren oder werden sollten. Also lief ich weitere 500 Meter. Zum Glück gab es diese Hütte, aber auch diese war abgeschlossen. Nur eine Tür war offen. Das WC. Ich beschloss hier zu bleiben. Ich überlegte hin und her, wie ich hier am besten schlafen konnte. Ich wollte mir irgendeine Art Gerüst bauen. Als ich mein Rucksack sah, kam mir der perfekte Einfall. Ich verlängerte die Liegefläche des WCs mit dem Brett und hatte genug Fläche um sitzend drauf zu schlafen. Später lag ich im rechten Winkel auf der Toilette und es war mir auch total egal, dass der Klodeckel vor meiner Nase war. Gute Nacht!
Ich war erstaunt wie gut man in einer 90° Position, liegend, auf einen Plumsklo schlafen konnte. Nachdem ich meinen Körper wieder zurecht gebogen hatte, machte ich mich ans zusammenpacken. Doch schon beim morgendlichen Urinieren vor der Tür hätte ich es mir am liebsten wieder auf dem Klo gemütlich gemacht. Regen ist immer wieder ein Segen. Das konnte nur gut, ich meine schlecht ausgehen. Und so war es auch. Schon nach den ersten Kilometer war ich komplett durchnässt. Die Kamera hatte ich gleich im Packsack verstaut. Bei solch ein Wetter konnte man einfach keine Lust auf Fotografieren haben, obwohl ich bei sehr hohen Bergen vorbei kam. Beim See, Kvernavatnet, bedurfte es spezielle Kletterkunst um wieder auf den Weg zukommen. Überhaupt war es schwierig die Markierungen zu sichten. Als ich einmal wieder halbverloren in der Gegend stand, holte ich meine Papierkarte raus. Doch diese klaute mir der Wind. Ich sprang wie ein aufgescheuchtes Huhn auf und rannte der Karte hinterher. Ich gab es schon auf, sie wieder in meinen Händen zu halten bis sie auf einmal still da lag. Langsam pirschte ich mich ran und attackierte sie mit meinen Trekkingpole. Hab ich dich. Also merken. Bei Wind immer schön die Karte festhalten. Überhaupt war der Wind sehr kräftig. Ich fühlte mich wie David gegen Goliat, wobei Goliat mich mit Hagel, Griessel bzw. Graupel von hinten beschoss. Und das hat verdammt gezwiebelt, obwohl ich eine Jacke an hatte. Ich will mir gar nicht vorstellen nackt bzw. frontal dagegen zulaufen. Opps...ich war zu weit. Also frontal gegen den Wind :D Irgendwie war ich dann immer noch falsch, doch ich beschloss rechts vom Fluss zulaufen. Das war aber auch eine blöde Idee. Denn zwei Flüsse trennten mich von der Brücke, welche mich zur Hütte führen sollte. Ans Überqueren dachte ich keinen Meter. Das Schmelzwasser verwandelte den Bach in einen reißenden Fluss. Also lief ich den ganzen Weg, Zähne knirschend, wieder zurück. Langsam war das nicht mehr lustig. Ich war von Kopf bis Fuss komplett durchgeweicht. Ich suchte immer wieder eine Möglichkeit den Fluss zu überwinden um nicht den ganzen Weg zurück zu laufen. Und dann fand ich diese Stelle. Zum anderen Seite waren es knapp 1,50 Meter. Mit meinen Rucksack war das nicht zu schaffen. Also flogen erst die Trekkingpoles rüber und dann die Packsäcke gefolgt vom nassen Sack, mir, höchstpersönlich. Dann fand ich.auch den Weg wieder. Das letzte Stück ging durch den Wald. Jeder der mir hier entgegen gekommen wäre, hätte mir ein Vogel gezeigt. Mit Schneeschuhe durch den Wald. Ich war einfach zu faul diese Dinger wieder auszuziehen. Zwischendurch kam ich an zwei Hütten vorbei, welche wie vermutet abgeschlossen waren. Ich hoffte nur das die Hütte nicht verschlossen sei, zu welcher ich wollte. War sie aber dann auch. Wie ein begossener Pudel stand ich zitternd da und überlegte mir meinen nächsten Schritt. Zelten? Ich ging noch einmal ums Haus. Fand eine Tür. Klinkte und trat mit dem Fuss gegen. Wie ein wunder öffnete sie sich und ich befand mich ich Keller, wo Holz und Maschinen gelagert wurden. Das war auf jeden Fall besser als das Klo. Ich räumt mir meine Ecke frei, zog meine Kleidung aus und zog mir trockene Wäsche wieder an. Oh man, das war echt ein herrlicher Moment. Ich nutzte auch den regenfreien Moment meine Kleidung zu trocknen. Es hat aber alles nicht viel geholfen. Ich aß etwas und verkrümelte mich dann wieder im Schlafsack, hörte Musik und freute mich schon dermassen darauf die nassen Sachen wieder anzuziehen, dass ich schlecht einschlafen konnte. Doch irgendwann war ich im Traumland.
Es war die erste Nacht, in der ich keine kalten Füsse hatte. Es war also kein Wunder, dass ich den Wecker ignoriert habe. Nur das Rausstrecken meines Kopfes aus dem Schlafsack brachte mich zum sofortigen Rückzug in meinen warmen Sack. Ich fragte mich ob meine Sachen wenigstens ein bisschen trocken waren. Ich würde es nie rausfinden, wenn ich jetzt nicht aufstehen würde. Brrrr...es war verdammt kalt und nein, meine Sachen waren immer noch nass. Hilft alles nichts. Ich muss ja auch noch irgendwann mal los. Ich machte mich also Schritt für Schritt fertig. Als ich die Tür öffnete war ich vom Wetter positiv überrascht. Es war um einiges besser als gestern. Alles war so gut wie fertig. Jetzt musste ich mir nur noch meine klammen Klamotten anziehen. Die erste Sekunde war ein wahrer Schreck. Aber es ging. Nun ging es auch schon los. Ich startete diesen Tag ohne Schneeschuhe. Es ging steil nach oben durch den Wald. Einige Male musste ich den kleinen Bächen auf dem Weg ausweichen. Als ich dann wieder über ein Schneefeld lief, war ich sehr froh, dass ich mir die Schneeschuhe gekauft habe. Die habe ich auch bei der Hütte in der Nähe von Stora Flørvatnet angezogen. Bei der Überquerung des Dammes konnte ich mich kaum auf einen Fleck halten. Der Wind zerrte mit solcher Kraft an mir, dass ich einfach anhalten musste um nicht ins Wanken zu geraten. Es waren jetzt nur noch 8 km bis zur nächsten Hütte. Es war kein langer Weg, aber es hat doch knapp 4 Stunden gedauert. Ein Grund war, dass ich Schwierigkeiten hatte die Markierungen zu finden. Denn ich wollte nicht den gleich Fehler machen wie am Tag zuvor. Der zweite Grund war die Farbe weiss und die geringe Sicht. Es lag überall Schnee und wie sehr man es auch versuchte, man konnte keine Konturen vor einem sehen. Es war manchmal schwierig den eigentlichen Weg zu folgen, da dieser komplett vom Schnee verdeckt war. Ich musste also einige Male einen Umweg machen, da bestimmte Abschnitte doch sehr steil waren. Das Wetter wechselte auch ständig. Kaum erahnte man den blauen Himmel, schon folgte Schnee oder Graupel mit starken Winden. Mein Bart ähnelte langsam dem von Peterchen Frost. Der Fluss, welchen ich dann folgte, war eine willkommene Abwechslung. Ich war so fasziniert wie sich das Wasser zwischen dem Eis seinen Weg suchte und verpasste dadurch den eigentlichen Weg. Es waren aber nur ein paar Meter zurück. Kontinuierlich kämpfte ich mich durch den Schnee, welcher an manchen Stellen tiefer als 1,50 Meter waren. Plötzlich kam mir der Gedanke, dass ich hier die einzige Person weit und breit bin. Es fühlte sich in manchen Momenten wie ein kleiner Überlebenskampf im Himalaya an. Warum setzt man sich so etwas freiwillig aus? Alleine? Was ich aber wusste, dass ich es gut händeln konnte. Auch Dank Karte und GPS. Wie es ohne wäre, machte mir doch ein bisschen Angst. Am letzten Berg konnte ich schon die Hütte im Tal sehen. Es ging fast nur berg ab und ich hoffte innerlich, dass diese Hütte nicht abschlossen sei. Dann kam ich an und hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Sie war offen. Es gab einen Ofen und Toiletten für einen Preis von 230 Kronen. Eigentlich waren es 335, aber ich war heute einmal Mitglied. Ich feuerte den Ofen an, wobei dies erst beim zweiten Mal klappte und hing meine Klamotten zum Trocknen auf. Nun hiess es den Abend zu geniessen, bevor es am nächsten Tag zur nächsten Hütte ging.
Heute konnte ich schön ausschlafen, denn es waren ja nur 10 km zur nächsten Baude. Der Morgen war Routine. Ich machte die Hütte noch ein wenig sauber, filmte noch ein paar Videos und sattelte dann die Pferde. Zuerst ging es wieder den alten Weg zurück, welchen ich gestern gekommen war. Von meinen gestrigen Spuren war keine einzige mehr zusehen. Ich folgte den Fluss nordöstlich, wobei einige Male die Sonne fast rauskam. Das Gelände war relativ flach. Am Fusse der Berge lagen riesige Steine. Ein schöner Augenschmaus. Das Wetter war an diesem Tag echt schön. Immer wieder überraschte mich ein kleiner Graupelschauer bevor ich wieder vereinzelt den blauen Himmel sah. Bei einer riesigen flachen Fläche entdeckte ich eine Grundmauer eines Gebäudes. In der Karte stand Blåstolen. Leider weiss ich nicht, was dies seien könnte. Den letzten See an den ich vorbei musste, hiess Rundavatnet. Ich lief wahrscheinlich mehr drüber als vorbei. Immer hielt ich die Augen offen, ob ich andere Leute sehen würde. Denn über diesen See ging auch eine Winterroute. Fast am Ende des Sees kam dann unverhofft die Sonne heraus. Dieses Bild war wirklich einzigartig und brannte sich in meinen Kopf. Eine fantastische Eiswüste und man sah jede einzelne Fussspur von mir. Foto, Video, Foto, Video. Manchmal dachte ich, mir frieren gleich die Finger ab. Ich erhaschte einen letzten Blick bevor es weiter ging. Es war nur noch ein Katzensprung bis zur Langavatn Hütte. Wieder niemand da. Im Gegensatz zur Baude davor gab es hier auch Essen, welches selbstverständlich bezahlt werden muss. Ich feuert den Ofen an, holte Schnee von draussen um ihn zu schmelzen und versank in Gedanken, dass ich auch so eine Hütte gern hätte. Rustikal und einfach. Wie immer breitete ich mein Zeug aus und plante meine weitere Route. Morgen werde ich den Kjerak Bolten zwischen den Felsen sehen und später auch hoffentlich das Ende vom Fjord.
Der doch erhoffte leichte Tag verwandelte sich in einer der schwersten von diesem Trip. Aber fangen wir mal vom Anfang an. Aufstehen war wieder so eine Qual. Ich wollte einfach nicht aus diesen warmen Schlafsack raus. Nachdem mein Wecker mich zum 3ten Mal daran erinnerte, gab ich auf und stand auf. Als Essen gab es die restlichen Nudeln vom gestrigen Abend. Besser als Haferflocken. Der morgendliche Gang auf die Toilette war schwieriger als gedacht. Schuhe an, Schneeschuhe an und dann ab über die 1,50 Meter Schneedüne. Das Klo war zum Glück nicht eingeschneit. Nachdem ich alles wieder zusammen gepackt und die Hütte sauber gemacht habe, ging es raus in den Schneesturm. Vom See, der vor der Hütte lag, war nichts zu sehen. Der Wind wollte mir noch ein letztes Mal den Mittelfinger zeigen. An mein Bart wuchsen schon nach einer halben Stunde Eiszapfen und ausserdem verlor ich einige Male die Orientierung. Manchmal war die Sicht etwa 5 Meter. Was also machen? Ich tat nichts und wartet bis ich wenigsten eine Ahnung hatte, wo ich lang musste. Hier war das GPS klar im Vorteil. Karten machen sich gut, wenn man was sieht. Doch dies war heute nicht der Fall. Als ich einen der höchsten Berg in der Umgebung erreichte, dachte ich, ich hebe gleich ab. Hier gab es absolut nichts, was den Wind bremsen konnte. Ausser hinter dem Gipfelmonument. Windstille. Unglaublich. Einen Meter weiter peitschte der Wind wie ein Ungeheuer. Als ich vom Berg runter war, wurde der Wind ruhiger und die Sicht besser. Überall lagen riesige Felsen. Hier konnte man Zeuge sein, was ein Gletscher alles vor sich her bewegen konnte. Ich kam an die Kreuzung, an der es zum Kjerag Bolten ging. Der vereiste Aufstieg und der wiederkommende Wind waren echt keine gute Kombination. Ich bohrte meine Trekkingpoles und die Spikes meiner Schneeschuh bei jeden Schritt tief in den vereisten Schnee. Sich hier zu verlaufen, war fast unmöglich. Viele Wanderer bauten hier kleine Steintürmchen um sich zu verewigen. Dann erreicht ich den Kjerag Bolten. Es ist eigentlich nur ein grosser Stein, welcher in einem Felsspalt verkanntet war. Mutige stellen sich sogar drauf. Das musste aber nicht sein. Ich wusste ja selbst nicht einmal ob unter dem Schnee sich vielleicht ein Spalt befand. Ich versucht dennoch so nah wie möglich an den Abhang zu kommen um den Lysefjorden zu sehen. Doch die Wolken machten mir einen Strich durch die Rechnung. Aber ich sah die gegenüberliegende Seite. Ich lief weiter. Hier ob war alles vereist. Spikes oder Schneeschuhe sind also Pflicht. Als ich den steilen Abstieg schaffte.befand ich mich wieder auf der alten Route. Kurz kam mir der Gedanke, dass es verrückt wäre, wenn auf den letzten Kilometer noch etwas passieren würde. Und kaum spricht man vom Teufel, schon erscheint er schon. Der Hauptweg war steil und komplett verreist. Ich blickte nach links und fand den steilen Weg durch den Tiefschnee einfacher. Komplett dämlicher Gedanke. Denn nach meinen zweiten Schritt löste sich die komplette Schneedecke. “Scheiße" dachte ich. Lawine. Was machen? Ich durfte mich nicht begraben lassen. Mach dich so breit wie möglich. Nach 20 Metern war es zum Glück auch schon vorbei. Halb begraben versucht ich mich zu befreien und machte von da an einen riesigen Bogen um solche Schneefelder. Als ich die Strasse erreichte, atmete ich auf. Endlich geschafft. Ich musste nur noch die 7 km lange Strasse nach Lysebotn laufen um letztendlich wieder auf den öffentlich Klo zu übernachten. Habe jetzt auch erstmal die Schnauzte voll. Anmerkung an mich. Das nächste Mal zu zweit und dann immer Hütte zu Hütte. Es soll ja auch Spass machen oder?